Zitierlink: http://dx.doi.org/10.25819/ubsi/7614
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Dokumentart: Doctoral Thesis
Titel: Disability and self-employment in Germany
Sonstiger Titel: Behinderung und Selbstständigkeit in Deutschland
AutorInn(en): Metzler, Christoph 
Institut: Fakultät III - Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsrecht 
Schlagwörter: Unternehmertum, Behinderung, Entrepreneurship, Disability
DDC-Sachgruppe: 330 Wirtschaft
GHBS-Notation: QAA
Erscheinungsjahr: 2020
Publikationsjahr: 2021
Zusammenfassung: 
Unternehmerinnen und Unternehmer sind so unterschiedlich wie ihre Firmen. Ihr Erfolg am Markt ist teilweise durch ihre Persönlichkeit und ihre demografischen Merkmale bestimmt. Ein individuelles Merkmal kann dabei eine „Behinderung“ sein – und auf dieses fokussiert sich die vorliegende kumulativen Dissertation. Die Rolle von Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben hat durch das „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ in der gesellschaftlichen und politischen Diskussion an Bedeutung gewonnen. Daher ist das Thema hochrelevant, insbesondere vor dem Hintergrund eines selbstbestimmten Lebens mit der Möglichkeit zur Wahl der Erwerbsform: also entweder als abhängig Erwerbstätige zu arbeiten oder selbständig tätig zu werden in Form einer Unternehmensgründung.

Ein Einstieg ins Unternehmertum kann für Menschen mit Behinderung Vorteile bieten: Eine größere zeitliche Flexibilität, weniger Herausforderungen mit den Kolleginnen und Kollegen sowie auch ein Weg in den Arbeitsmarkt, wenn sich keine Alternativen ergeben. Die vorliegende Promotion analysiert die Situation von Unternehmerinnen und Unternehmern mit Behinderung in Deutschland anhand von zwei quantitativen Analysen und einer Analyse der vorhandenen Literatur zur Thematik. Die Merkmale „Behinderung“ im rechtlichen Sinne und „Gesundheit“ in der Eigenwahrnehmung von Unternehmerinnen und Unternehmern werden dabei gesondert und kombiniert betrachtet. Das ist wichtig, denn der spezifische Kontext, den Menschen mit Behinderung in Deutschland vorfinden, könnte sie in der Berufswahl beeinflussen.

„Behinderung“ ist in dieser Hinsicht keinesfalls ein fester Begriff, sondern hat medizinische, rechtliche und soziologische Bedeutungen – Hintergründe, welche die zitierten Studien in der Arbeit aufzeigen. Sogenannte Nachteilsausgleiche, wie zusätzlicher Urlaub, ein erweiterter Kündigungsschutz oder kostenlose Hilfsmittel, können Menschen gewährt werden, wenn sie eine Anerkennung einer Behinderung in Deutschland beim Versorgungsamt beantragen. Der relevante Indikator für die Bewilligung ist der anerkannte Grad der Behinderung (GdB). Regressionsanalysen mit dem repräsentativen Mikrozensus Datensatz unter Berücksichtigung dieses GdB zeigen auf: In Deutschland hat eine Behinderung einen signifikant negativen Einfluss auf die Chance eines Menschen selbstständig zu sein. Auf mögliche Gründe hierfür geht die Dissertation ein.

Das Alter der Individuen spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle. So ist zu unterscheiden zwischen Menschen, die bereits mit einer Behinderung geboren werden oder in jungen Jahren damit konfrontiert sind und solchen, die erst mit steigendem Alter von einer Behinderung betroffen werden. Viele junge Menschen mit Behinderung werden bereits während ihrer Schulzeit besonders gefördert und sind so nicht immer Teil des regulären Schulsystems. Dies kann starken Einfluss auf die weiteren Bildungswege und Erwerbswahl haben. Hingegen durchlaufen Individuen, die erst spät mit einer Behinderung konfrontiert werden, die regulären Bildungswege und üben oft bereits jahrelang auch ihren Beruf aus. Mit dem Alter steigt dann die Anzahl der Menschen mit Behinderung in einer Altersgruppe in Deutschland an und ihre Zusammensetzung verändert sich. Viele Fachkräfte oder Menschen mit Führungsfunktion mit Berufserfahrung erwerben eine Behinderung erst in diesem Status des Erwerbslebens. Dies lässt vermuten, dass dann eine Erwerbsentscheidung anders entschieden wird. Regressionsanalysen in der Arbeit zeigen (allerdings), dass in beiden betrachteten Altersgruppen (25 bis 44 Jahre und 45 bis 64 Jahre) eine Behinderung einen signifikant negativen Einfluss auf die Chance eines Menschen selbstständig zu sein hat. In vielen anderen Ländern sind Menschen mit Behinderung häufiger selbstständig als Menschen ohne Behinderung. Die Ergebnisse der Promotion zeigen jedoch: Deutschland ist hier eine Ausnahme.

Ein blinder Fleck der Analyse ist die Form der Behinderung, da nur wenige quantitative Daten für eine Unterscheidung des Einflusses verschiedener Formen vorhanden sind. Das Narrativ „psychische Behinderung und „Unternehmertum“ ist in den letzten Jahren vermehrt in der öffentlichen Berichterstattung gewesen, nicht zuletzt auf Grund des Selbstmordes einiger bekannter Unternehmer. Die zitierte Literatur zeigt wie schwierig das Phänomen „psychische Behinderung“ zu greifen ist. In einem Literaturreview werden Studien diskutiert, die auf der persönlichen aber auch der gesellschaftlichen Ebene sowohl Chancen als auch Barrieren für eine Person mit einer psychischen Behinderung aufzeigen Unternehmer bzw. Unternehmerin zu werden. Ein Schwerpunkt wird dabei auf den deutschen Kontext gelegt und ein originäres Modell zur Berufswahl von Unternehmern mit psychischer Behinderung wird dargestellt. Das Ergebnis ist keinesfalls eindeutig und ein Zeichen dafür, dass weitere Forschung in diesem Bereich notwendig ist.
Das Merkmal „Gesundheit“ wird in Analysen manchmal als latente Variable zu Behinderung verwendet. In einer abschließenden multivariaten Analyse zeigt sich, dass der negative Einfluss des Merkmals „Behinderung“ auf die Wahrscheinlichkeit eines Individuums selbstständig zu sein konstant bleibt, wenn das Merkmal „Gesundheit“ zusätzlich in die Analyse miteinfließt. Gleichwohl wird die Eintrittswahrscheinlichkeit in das Unternehmertum vorrangig von dem Merkmal „Gesundheit“ bestimmt, die Austrittswahrscheinlichkeit wiederum von dem Merkmal „Behinderung“. Daraus folgt: In Deutschland sind beide Begriffe unterschiedlich auf ihre Auswirkung auf Unternehmerinnen und Unternehmer zu betrachten.

Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse und allgemeinen Empfehlungen, welche weiteren Forschungslücken in Angriff genommen werden und welche Ableitungen für die Praxis getroffen werden können.

Entrepreneurs are as unique as their businesses. The success of their entrepreneurial endeavors is partly determined by their personality and their demographics. A relevant demographic attribute in this retrospect can be a “disability” – and this is the topic of the cumulative dissertation at hand. The role of people with disabilities on the labor market has become more important in public and political discussion due to the Convention on the Rights of Persons with Disabilities. Hence, the topic has a high relevance in the sense of having a self-determined life with the freedom of choosing your own type of occupation: working either as a dependent professional or being self-employed and starting your own business. Entering entrepreneurship can be advantageous for people with disabilities: An increased flexibility concerning working hours, less trouble with team members and especially a possibility to join and stay active on the labor market, if there are no other alternatives available. The dissertation at hand is an analysis about entrepreneurs with disability in Germany. The included papers consist of two quantitative analyses and one analysis of current related literature. The attributes “disability” in terms of the German law and “health” in terms of self-assessment of individuals are used in the analysis on their own as well as combined. This is important, as the specific context, which people with disabilities are facing in Germany, might influence them in their vocational choice. In this regard, “Disability” is not a fixed term, but can be interpreted from a medical, social and legal point of view – interpretations that can be found in the cited studies of the dissertation. The federal state may grant affirmative action for people with disabilities, e.g. additional paid leave, extended job protection or free disability aids, for individuals, who apply for an official status as an recognized disabled individual, which is admitted by the pension office. The relevant indicator is the recognized degree of disability. Regression analyses, including the degree of disability as an independent variable of interest, using the representative Mikrozensus dataset illustrate: In Germany a disability indicates a significant negative influence on the chance of an individual of being self-employed.

The age of individuals plays a vital part in this regard. With an increasing age the number of people with a disability within an age groups rises and the distribution of the people with disability changes. Many skilled workers attain a disability later in life.
One must differ between individuals, who were either already born with a disability or attained the status within their youth and individuals, who were affected by a disability in later years. Many young people with disabilities received additional support during their schooling time and were not necessarily part of the regular school system. This start in their education can have a decisive influence on their further educational career and their occupational choice. On the contrary, individuals who were affected by a disability later in life did pursue a regular educational career and often take up a profession. With rising age, the number of individuals with a disability within an age group in Germany rises and the in-group distribution changes. Many skilled workers or managers with vocational experience acquire a disability not until this state of their occupational career. This circumstance might indicate that their occupation choice changes in that case. Nonetheless, regression analyses within in the dissertation show that in both regarded age groups (25 to 44 years and 45 to 64 years) a disability has a negative significant influence on the chance of an individual on being self-employed. In many states people with disabilities have a higher self-employment rate than people without disabilities. The results of the dissertation show: Germany is an exception.

A blind spot of the analysis is the type of disability, as few quantitative data is available. The narrative “mental disability” and “entrepreneurship” has been an increasing topic in recent years in media coverage, not least due to the suicide of some prominent entrepreneurs. The cited literature illustrates how difficult and fickle the phenomena of “mental disability” is. A literature review discusses studies, that describe chances but also barriers for people with a mental disability to join entrepreneurship. The studies are clustered on an individual and a societal level and the focus is set on the German context. An original model concerning the occupational choice of mentally disabled entrepreneurs is provided. The result is not clear but ambiguous and a sign, that more research is needed.

The attribute “health“ is sometimes used as a latent variable for “disability”. A final multivariate analysis demonstrates that the negative influence of the attribute “disability” on the likelihood of an individual being self-employed stays constant, if the variable “health” is included as an additional independent variable. On the other hand, the likelihood of entering entrepreneurship is mainly determined by “health”, while the likelihood of leaving “entrepreneurship” is determined by “disability”. The results show that “disability” and “health” cannot be used synonymous but have their own effect on entrepreneurs in Germany.

The dissertation closes with a summary of the results and general recommendations for additional research and managerial options.
DOI: http://dx.doi.org/10.25819/ubsi/7614
URN: urn:nbn:de:hbz:467-17869
URI: https://dspace.ub.uni-siegen.de/handle/ubsi/1786
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