Zitierlink: http://dx.doi.org/10.25819/ubsi/10016
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Dokumentart: Doctoral Thesis
Titel: "Als wenn Du mein Geliebter wärest." Liebe und Begehren zwischen Frauen in der deutschsprachigen Literatur 1750-1850
Sonstiger Titel: "As if you were my lover." Love and desire between women in German literature 1750-1850
AutorInn(en): Steidele, Angela 
Institut: Fakultät I Philosophische Fakultät 
Schlagwörter: Frauenfreundschaft, lesbische Liebe, Goethezeit, literarisches Motiv, Homosexualität
DDC-Sachgruppe: 830 Deutsche Literatur
GHBS-Notation: CJSH
CHJ
CJQF
Erscheinungsjahr: 2003
Publikationsjahr: 2021
Auch erschienen: Stuttgart: J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH, 2003. - 3-746-45313-8
Zusammenfassung: 
Liebe und Begehren zwischen Frauen sind Themen der deutschsprachigen Literatur, deren Gestaltung sich zwischen 1750 und 1850 stark verändert. Belegt wird diese These an Hand zahlreicher Einzelanalysen literarischer Texte, die, – nach einer sozialhistorischen Einführung zur weiblichem ›Homosexualität‹ im 18. und 19. Jahrhundert – mit Hilfe von Frageansätzen und Methoden aus der feministischen Literaturwissenschaft, den Gender Studies, der Queer Theory, Close Reading und der historischen Diskursanalyse zum Sprechen gebracht werden.
Im 18. Jahrhundert beteiligen sich auch Frauen am Brief- und Freundschaftskult, der Liebesbeteuerungen zwischen Angehörigen des gleichen Geschlechts ermöglicht. Luise Gottscheds Briefe an ihre Freundin sprechen offen von Liebe, Leidenschaft und Begehren, und Anna Louisa Karsch bekennt sich 1775 freimütig zu ihrer Liebe à la Sappho. Da Ehe, Liebe und Begehren noch nicht notwendigerweise zusammengehören, bietet die arrangierte Vernunftehe Frauen, die Frauen lieben, beträchtlichen Spielraum.
Um 1800 intimisiert sich die traditionelle Ehe und, als Reaktion, auch die Frauenliebe, die allmählich als exklusiv verstanden wird. Caroline Fischer formuliert in Die Honigmonathe (1802) den Frauenbund als radikale Utopie, Friederike Helene Unger lässt ihn in Bekenntnisse einer schönen Seele (1806) Romanwirklichkeit werden. Auch in Therese Hubers Roman Die Ehelosen (1829) sowie in Die Günderode (1840) und Clemens Brentano’s Frühlingskranz (1844) von Bettine von Arnim schließt die Frauenbeziehung die Ehe mit einem Mann aus. Damit jedoch stehen frauenliebende Heldinnen quer zu gesellschaftlichen Erwartungshaltungen, wie die Texte selbst problematisieren. Die gesellschaftliche Ausgrenzung der Frauenliebe wird literarisch sichtbar in der Bedeutung, die der Subtext und bewusste Mehrdeutigkeiten in Werken über die Frauenliebe ab 1800 gewinnen, etwa in Amalie von Imhofs Die Schwestern von Lesbos (1800) oder Franz Grillparzers Sappho (1818). Annette von Droste-Hülshoff schließlich bearbeitet ihre von Frauenliebe inspirierten Gedichte für die Veröffentlichung auf eine Weise, die die gesellschaftlich brisant gewordenen Ursprünge nahezu unkenntlich macht.
Neben diesem Rückzug ins neu gezimmerte Closet lässt sich ein anderer Entwicklungsstrang erkennen. Schon in Fischers Roman Die Honigmonathe (1802), in Paulus’ Wilhelm Dümont (1805), in Ungers Bekenntnisse einer schönen Seele (1806) sowie in Hubers Die Ehelosen (1829) wird die Frauenliebe mit emanzipatorischen und ehekritischen Aussagen verknüpft. Bettine von Arnim verbindet schließlich in Die Günderode die Frauenliebe mit dem revolutionären Kampf für eine neue Gesellschaft. Damit beginnt die moderne lesbische Emanzipationsbewegung in der deutschsprachigen Literatur.

Love and desire between women as motives in German literature are treated dramatically different over the course from 1750 to 1850, as numerous interpretations of literary texts show; questions and methods used include close reading, feminist literary criticism, gender studies, queer theory, and historical discourse analyses, with socio-historical studies of female ›homosexuality‹ ante verbum as background.
In the 18th century women add their share to the cult of friendship: Luise Gottsched’s letters to Dorothee Henriette von Runckel speak openly about love, passion, and desire. In 1775 Anna Louisa Karsch confesses openly her love à la Sappho. Marriages of convenience offer emotional space for women loving women, as marriage, love and desire still not necessarily match.
Around 1800 marriage becomes more an more intimate and romantic; in response, all-female couples begin to think of themselves as being sexually and emotionally exclusive. In literature, Caroline Fischer in her novel Die Honigmonathe (1802) depicts the union of two women as utopian, whereas Friederike Helene Unger in Bekenntnisse einer schönen Seele (1806) describes it as real. In Therese Huber’ novel Die Ehelosen (1829) as well as in Die Günderode (1840) and Clemens Brentano’s Frühlingskranz (1844) by Bettine von Arnim, the relationship between two women is incompatible with traditional marriage. Female characters though, who refuse to marry a man and love and only love women, defy expectations of society. When lesbian loves become marginalized, literary works make use of double speech, ambiguity and subtexts, like in Amalie von Imhof’s Die Schwestern von Lesbos (1800) or Franz Grillparzer’s Sappho (1818). For publication Annette von Droste-Hülshoff heavily reworks love poems originally inspired by women: the taboo becomes inconceivable.
While some texts build and decorate a new Closet, others discuss patriarchy and start to fight for emancipation as Fischer’s novel Die Honigmonathe (1802), Paulus’ Wilhelm Dümont (1805), Unger’s Bekenntnisse einer schönen Seele (1806) and Huber’s Die Ehelosen (1829). Bettine von Arnim finally combines in Die Günderode (1840) love between women with the revolutionary fight for a new society, thus preparing the ground for a lesbian emancipation movement in German literature.
DOI: http://dx.doi.org/10.25819/ubsi/10016
URN: urn:nbn:de:hbz:467-20046
URI: https://dspace.ub.uni-siegen.de/handle/ubsi/2004
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